Hexenforum hinterm Schwarzdorn
Redewendungen Teil II
"Fersengeld geben"
Was hat die Ferse, die ja schon seit Achilles
sprichwörtlich ist, mit Geld zu tun?
Die Redewendung ist seit dem 13. Jahrhundert
belegt, denn im "Sachsenspiegel", dem ältesten
deutschen Rechtsbuch, ist die Rede von "versen
pennige" als Abgabe bei der Ehescheidung.
Eine Scheidung war im kirchlichen Recht nicht
vorgesehen, aber nach altem wendischem
Recht konnte das Verlassen des Mannes durch
die Ehefrau mit der Zahlung von "versnegelt"
abgegolten werden. Möglicherweise geht es hier
um die Zahlung in Naturalien, denn eine junge
Kuh nennt man auch heute noch Färse. Eine
andere Deutung des Spruches bezieht sich auf
seine ganz direkte, wörtliche Aussage. Wer
Fersengeld gibt, von dem sieht man die Fersen,
wenn er flieht. Der alemannische Rechtsbrauch
des Strafgeldes für Deserteure könnte hier Pate
gestanden haben, denn danach musste der,
welcher seine Leute in Gefahr verließ, eine
saftige Strafe zahlen.
"Zu Kreuze kriechen"
Das Leben der Menschen im Mittelalter war
sehr viel jenseitsbezogener als heute. Damals
war das wichtigste Lebensziel, nach dem Tod in
den Himmel zu kommen. Um dafür sündenfrei
zu sein, nahm man teilweise erstaunliche
Bußen auf sich. Wallfahrten zu weit entfernten
Reliquien von populären Heiligen waren
äußerst beliebt, aber auch Selbstkasteiungen
bis hin zu den legendären Geißlerprozessionen.
Als vergleichsweise milde Form der Buße war
es üblich, am Karfreitag im Gedenken an die
Kreuzigung Christi sich dem vor dem Altar
aufgestellten Kruzifix auf den Knien rutschend
zu nähern. Dieser Brauch ist noch in Form
eines symbolischen Kniefalls der Gläubigen vor
dem Kreuz lebendig, während sich der Priester
auch heute noch bei der sogenannten Prostratio
vor dem Kreuz zu Boden wirft.
"Etwas auf die hohe Kante legen"
Adlige Burgbewohner hatten im Mittelalter
meist ein Kastenbett mit hohen Seitenwänden
und einem flachen Dach. Die damaligen Betten
hatten so hohe Seitenteile, dass wir heute noch
davon sprechen, "ins Bett zu steigen". Bei den
Bauern wurden später Himmelbetten Mode,
die einen Baldachin aus Stoff und Gardinen
rundherum hatten. Himmel und Vorhänge
sollten, genauso wie die Kastenbetten,
verhindern, dass unter der Zimmerdecke
krabbelndes Ungeziefer wie Wanzen und
Spinnen sich ins Bett fallen ließ. Auch wollte
man die Kälte in den ungeheizten
Schlafzimmern ungern in die Schlafstatt und
gleichzeitig die Wärme hinauslassen. Oben am
Baldachin gab es an der Innenseite meist ein
umlaufendes schmales Brett, auf dem man
Erspartes "auf die hohe Kante" legen konnte,
ein vermeintlich sicherer Aufbewahrungsort.
Da dieses Versteck aber sogar Gegenstand einer
Redensart geworden ist, darf bezweifelt
werden, dass hier die Wertsachen wirklich
sicher aufgehoben waren.
"Da brat mir einer einen Storch!"
Die mittelalterliche Küche war im Vergleich zu
heutigen Ernährungsgewohnheiten eher
fleischarm. Getreide spielte als
Grundnahrungsmittel eine große Rolle und
wurde zu Brei, Grütze und Brot verarbeitet.
Fleisch lieferte das Schwein, nicht so sehr das
Rind. In der Küche damals wurden aber auch
Tiere zubereitet, die dem heutigen Gaumen als
völlig ungenießbar erschienen wären, zum
Beispiel Igel oder Siebenschläfer. Neben
Hühnern, Gänsen und Enten wurden auch
Schwäne, Pfauen, Wachteln, Kraniche,
Singvögel, ja überhaupt jede Vogelart, die man
fangen konnte, verzehrt. Aber es gab auch
Tiere, deren Genuss untersagt war. Nach einer
alttestamentlichen Speisevorschrift darf zum
Beispiel der Storch, ebenso wie Reiher, Rabe
und Schwalbe, nicht gegessen werden. Dieses
Verbot nahm man auch im Mittelalter ernst,
zumal der Storch ja nach der Legende auch die
kleinen Kinder brachte. Einen Storch zu braten,
hätte große Entrüstung hervorgerufen.
"Dahin gehen, wo der Pfeffer wächst"
Die einfachen Leute im Mittelalter würzten ihre
Speisen natürlich mit einheimischen
Gewürzpflanzen wie Senf. Weil Senfbrühe wie
heute Ketchup über alle möglichen Speisen
gegeben wurde, sagt man heute noch, dass
jemand "seinen Senf dazu gibt", wenn er sich in
etwas einmischt. Pfeffer als exotisches Gewürz
war vor allem wegen seines langen
Transportweges sehr teuer. Das Land, aus dem
der Pfeffer importiert wurde, war Indien, das
für damalige Verhältnisse unvorstellbar weit
entfernt war, also die richtige Gegend, um
jemanden dorthin zu wünschen, wenn man ihn
nie wieder sehen wollte.
Pfeffer war so kostbar, dass man ihn auch als
Zahlungsmittel benutzte - er war zeitweise
sogar mehr wert als Gold. Erst gegen Zahlung
von 3000 Pfund Pfeffer soll der Westgoten-
König Alarich um 408 die Belagerung von Rom
aufgehoben haben. Im Mittelalter beglich man
mit Pfeffer Steuern und Zölle, sein Genuss
bedeutete soziales Renommee, und wirklich
reiche Leute gebrauchten das teure Gewürz
verschwenderisch, um ihren Reichtum zu
zeigen. Die Schärfe des Pfeffers trieb damals
schon Tränen in die Augen, ähnlich wie hohe
Rechnungen, weshalb man auch damals schon
von "gepfefferten Preisen" sprach.
"Süßholz raspeln"
Zucker war im Mittelalter ein seltenes
Luxusgewürz der Reichen, ähnlich wie Salz und
Pfeffer. Das gemeine Volk verwendete Honig
zum Süßen. Dabei war es bis ins Mittelalter
nicht so einfach, schmerzlos an diesen Rohstoff
heran zu kommen. Erst im 14. Jahrhundert
wurde die Honiggewinnung professioneller
betrieben. 1747 wurde die Zuckerrübe als
Lieferant entdeckt.
Und was schenkte der Galan der Umworbenen
im Mittelalter? Er schabte oder raspelte den
zuckerhaltigen Wurzelstock des Spanischen
Süßholzes, um seiner "Süßen" ein Geschenk zu
machen, dem sie nicht widerstehen konnte.
"Den Nagel auf den Kopf treffen"
Auf den ersten Blick könnte diese
Redewendung aus der Zimmermannssprache
kommen. Hier geht es jedoch um den Nagel,
der früher den Mittelpunkt einer Zielscheibe
bildete. Wo sich heute ein schwarzer Punkt mit
einer 12 befindet, war auf historischen
Scheiben ein Nagel eingeschlagen. Wer diesen
Nagel auf den Kopf traf, hatte also genau ins
Schwarze getroffen. Im Mittelhochdeutschen
war das Wort für Nagel "zwec", und später
wurde der Nagel in der Zielscheibe "Zwecke"
genannt, woraus sich unser Begriff "Zweck"
entwickelt hat.
"Auf keinen grünen Zweig kommen"
Im Mittelalter waren symbolische Handlungen
wichtig, die einen rechtlichen Vorgang gültig
machten. Sie standen meist in einem
metaphorischen Zusammenhang mit dem
betreffenden Akt. So wurde beim Landverkauf
die Übergabe des Grundstücks durch die
Überreichung eines grünen Zweiges, der in eine
Erdscholle vom verkauften Boden gesteckt war,
vom Vorbesitzer zum Erwerber begleitet. Wer
also auf keinen grünen Zweig kam, hatte keinen
Grund und Boden, war kein freier Bauer,
sondern ein landloser Tagelöhner.
"Sich aus dem Staub machen"
Beim Buhurt, dem ritterlichen Kampfspiel, aber
auch bei den Ritterschlachten wurden durch
die ständigen Richtungswechsel und
Wendemanöver mit den schweren Pferden eine
Menge Staub aufgewirbelt. In dieser
Staubwolke konnte so mancher Kriegsknecht,
dem sein Leben lieber war als die dem
einfachen Mann meist unbekannten Kriegsziele
seines Königs, unbemerkt "das Weite suchen",
denn die anderen Beteiligen waren einerseits
selbst mit ihrem Überleben beschäftigt,
andererseits war ihnen wegen der Staubwolke
der Überblick erschwert. Fahnenflucht war
natürlich für die Ritter kein Thema, gehörte
doch Verlässlichkeit zu ihren ritterlichen
Tugenden, auf die sie ihr Leben lang
eingeschworen worden waren.
"Etwas anzetteln"
Mit dem Zettel aus Papier hat dieser Ausdruck
nichts zu tun. Er kommt aus dem Vokabular
der Weber. Wenn ein neues Gewebe begonnen
werden sollte, mussten zuerst die Längsfäden
im Webstuhl oder Webrahmen aufgespannt
werden. Diese Längsfäden wurden "Zettel"
genannt. Wenn man mit den Vorbereitungen
einer Arbeit begann, zettelte man also etwas an.
Gerieten die Fäden aber durcheinander,
"verzettelte" man sich. Ursprünglich war die
Redewendung sowohl positiv als auch negativ
im Gebrauch, heute versteht man unter
Anzetteln die Vorbereitung einer strafbaren
Handlung. Nach getaner Arbeit überprüfte der
Meister sowohl "Strich" als auch "Faden" des
vollendeten Gewebes, und dieser Test "nach
Strich und Faden" war eine wichtige
Qualitätskontrolle.
"Ein Auge zudrücken"
In einer alten bäuerlichen Rechtssatzung stand,
ein Richter solle "einen einäugigen Büttel auf
einem einäugigen Pferd" zu einem
Beschuldigten schicken, wenn er diesem
gegenüber andeuten wolle, dass er unter
Umständen Gnade vor Recht ergehen lassen
werde. Einmal abgesehen von der
Schwierigkeit, beides aufzutreiben, ist die Logik
des Vorgangs nicht so recht nachvollziehbar.
"Ein Brett vor dem Kopf haben"
Im Mittelalter wurden als Zugtiere
hauptsächlich Ochsen eingesetzt, Rinder, die
im Gegensatz zu Stieren und Bullen kastriert
waren. Sie waren stark, genügsam und relativ
gutmütig. Trotzdem musste man aufpassen,
dass die Tiere nicht scheuten, denn dann waren
sie aufgrund ihrer Stärke nur schwer unter
Kontrolle zu bekommen. Möglicherweise ist
das Brett vor dem Kopf eine Art Scheuklappe
gewesen, die störrischen Ochsen vor die Augen
gehängt wurde. Mit dem besagten Brett könnte
aber auch das Stirnjoch gemeint sein - bis zum
hohen Mittelalter, als das Kummet erfunden
wurde, setzten die Bauern die Kraft der Ochsen
hauptsächlich über ein vor die Hörner gelegtes
hölzernes Joch um. Die Redewendung "an der
Nase herumführen" kommt übrigens auch aus
diesem Zusammenhang. Den Ochsen, vor allem
aber den unberechenbaren Zuchtstieren wurde
ein Ring durch die Nase gezogen, mit dem sie
gelenkt werden konnten, denn jeder
Widerstand verursachte heftige Schmerzen.
"Eine Lanze brechen"
Diese Redewendung lautet korrekt "eine Lanze
einlegen" und entstammt dem mittelalterlichen
Turnierwesen. Wenn man sich im
Kampfgetümmel für einen Freund einsetzte,
legte man seine Lanze ein - das bedeutet, man
klemmte sie sich zwischen rechten Oberarm
und rechten Brustpanzer, wo zu diesem Zweck
meist ein passender Haken angebracht war -
und ritt auf den betreffenden Gegner los. Bei
diesen durchaus brutalen Zweikämpfen
riskierte man den Bruch seiner Lanze, was die
andere Version erklären mag. Heute legt man,
statt einer Lanze, ein gutes Wort ein.
Das Wort "Lanze" wurde erst ab 1200 als
Lehnwort aus dem Französischen benutzt, im
Mittelhochdeutschen hieß sie "sper".
"Jemanden schröpfen"
Die Lehre von den vier Säften - gelbe Galle,
schwarze Galle, Blut und Schleim - beherrschte
die Medizin des Mittelalters. Mit diesen
angeblich alles entscheidenden
Körperflüssigkeiten beschäftigte man sich,
wenn es galt, eine Krankheit zu bekämpfen. Zu
den routinemäßigen Behandlungstechniken
gehörte das Schröpfen. Dabei versuchte der
Bader, Schadstoffe durch die Haut aus dem
Körper zu saugen. Auch die Redewendung
"Jemanden zur Ader lassen" hat sich bis heute
in einem ähnlichen Sinn erhalten. Auch für den
Aderlass war der Bader zuständig. Aus der
Armvene wurde Blut in erheblicher Menge
entnommen, weil man annahm, das
Gleichgewicht der vier Säfte sei gestört und
müsse wieder hergestellt werden, oder
"schlechtes" Blut müsse entfernt werden. So ein
Aderlass hatte nur selten therapeutische
Wirkung. Erstaunlicherweise hat er sich aber
als "Allheilmittel" sehr lange gehalten, obwohl
die Patienten sich danach nicht wohler,
sondern schwächer fühlten. Dass sie den Bader
dennoch bezahlen mussten, hat sicher zum
negativen Sinn dieser Redewendung
beigetragen.
"Jetzt schlägt's 13"
Eine Uhr steht nie auf der Dreizehn, eine
Glocke schlägt nie dreizehn Mal. Wie kommt es
dennoch zu diesem Ausdruck? Die Zahl Zwölf
galt in der Zahlensymbolik als universell, denn
sie ist das Produkt aus der heiligen Zahl Drei,
und der weltlichen Vier, der Anzahl der
Himmelsrichtungen.
Es gibt zwölf Apostel, zwölf Monate, zwölf
Tierkreiszeichen zwölf Propheten. Die Dreizehn
war das "Dutzend des Teufels". Sie galt deshalb
als gefährlichste Zahl, und wenn sie auftauchte,
ging etwas nicht mit rechten Dingen zu.
"Mit seinem Latein am Ende sein"
Die lateinische Sprache war, ausgehend von
Rom als antiker Weltmacht, die
Verkehrssprache im Mittelalter. Latein war
nicht nur die Sprache der Kirche, sondern an
den seit dem 13. Jahrhundert gegründeten
Universitäten auch die Sprache der
Wissenschaft, die unter dem Einfluss der
Kirche stand. So wurde sowohl die Medizin als
auch die Juristerei meist unter theologischen
Aspekten ausgeübt. In der Medizin ist auch
heute noch die lateinische Terminologie,
ergänzt durch altgriechisches Vokabular, im
Gebrauch. Für den einfachen Mann war diese
Sprache unverständlich; im Gottesdienst, vor
Gericht und auch beim Arzt. Erkannte ein Arzt
eine Krankheit nicht, entstand daraus die
Redewendung: Er ist mit seinem Latein am
Ende.
"Den Kürzeren ziehen"
Gottesurteile waren im Mittelalter weit
verbreitet. Die Menschen waren erheblich
religiöser als heute und sahen in allem
Möglichen das persönliche Eingreifen Gottes.
Das Los-Verfahren wurde ernsthaft eingesetzt,
wenn die Entscheidung über gut und böse nach
menschlichem Ermessen nicht möglich war.
Dann konnte das Losen mit Halmen, Stroh und
Holzstäbchen nach damaliger Auffassung
Aufschluss darüber geben, was Gott für die
richtige Lösung hielt. Dabei konnte es natürlich
auch zu einem negativen Numerus clausus
kommen, indem der, der den kürzesten
Strohhalm zog, im Unrecht war.
"Etwas auf dem Kerbholz haben"
Zu Zeiten, als noch viele Menschen nicht lesen
und schreiben konnten und es deshalb noch
keine Verträge und Quittungen gab, war das
Kerbholz das wichtigste Hilfsmittel für das
Aufzeichnen von Lieferungen und
Arbeitsleistungen. Das Kerbholz war eigentlich
gar kein einzelnes Holz. Es bestand aus zwei
aufeinander passenden Hölzern, also zwei
Holzlatten, von denen sich eine im Besitz des
Schuldners und das Gegenstück in der Obhut
des Gläubigers befand. Erhielt zum Beispiel ein
Käufer einen Kredit, so wurden auf den
nebeneinander gelegten Hölzern durchgehende
Kerben eingeschnitten, geritzt oder gebrannt.
Oder das Kerbholz wurde erst nach dem
Einkerben gespalten und jeder Partner erhielt
einen der beiden Teile. Nach Bezahlung der
Schuld wurde auf den beiden Hölzern mit
einem Messerschnitt "abgekerbt". Da meist
Schulden auf dem Kerbholz gestanden haben
werden, hat das zum negativen Unterton dieser
Redensart geführt.
"Holzauge, sei wachsam!"
Beim Hobeln muss man aufpassen: Ansätze
von Ästen, auch Augen genannt, sind härter als
das umgebende Holz. Die Klinge des Hobels
könnte an ihnen Schaden nehmen. Daher der
Warnruf: "Ein Holzauge! Sei wachsam!"
Holzaugen gab es aber auch als eine spezielle
Form von Scharten in Burgen: In der
Maueröffnung steckten hölzerne Kugeln, die in
der Mitte ein Loch hatten. Durch dieses konnte
beobachtet, aber auch gekämpft werden.
"Steinreich sein"
Im Mittelalter wurden die Häuser der
einfachen Leute aus Holz gebaut -
Fachwerkhäuser eben, wobei "Fach" ein alter
Ausdruck für Wand ist, enthalten auch in
"Unter Dach und Fach".
Nur Reiche konnten sich Steine aus
Steinbrüchen leisten, die behauen werden
mussten und deshalb teuer waren. Reich war
im Mittelalter der Adel, dem das Land gehörte.
Er bevorzugte es, in Steinhäusern zu residieren,
denn nur Häuser mit steinernen Wänden
waren so stabil, dass sie auch einem Überfall
von Feinden standhalten konnten. Aus diesen
festen Häusern, oft in Turmform erbaut,
entwickelten sich die Burgen. Als auch die
Bürger im späten Mittelalter zu Wohlstand
kamen, konnten sie sich ebenfalls prächtige
Steinhäuser leisten. Sie waren "steinreich".
"Als Prügelknabe herhalten"
Als König Konrad IV. von Hohenstaufen (1228
- 1254) noch ein Junge war, soll einer seiner
Kameraden für die Verfehlungen Konrads
bestraft worden sein. In Frankreich bekam ein
junger Husar für Delikte des jungen Ludwig
XV. die Hiebe. Auch in England durfte zu jener
Zeit an Adeligen die Prügelstrafe nicht
vollzogen werden. Stattdessen musste ein
Gleichaltriger vor den Augen des Missetäters
die Schläge über sich ergehen lassen. Man
nannte ihn "whipping-boy" - Peitschenjunge".
Über Konrad den Hohenstaufen wird übrigens
gesagt, dass er sich fürderhin große Mühe
gegeben hatte, nicht straffällig zu werden, weil
er es nicht habe ertragen können, dass ein
Unschuldiger an seiner Statt geschlagen wurde.
"Das Wasser abgraben"
Höhenburgen waren meist durch ihre steile
Lage vor feindlichen Attacken geschützt. Bei
den Burgen in der Ebene mussten sich die
Baumeister etwas anderes einfallen lassen, um
Angreifer auf Abstand zu halten. Man umgab
die Burgen mit einer Sperre, die gerade
gepanzerte Krieger nur sehr mühsam
überwinden konnten: mit einem Wassergraben.
Er verwandelte die Burg in eine Insel. Ihre
Mauern zu attackieren, war fast unmöglich,
denn im Wasser konnte kein Belagerungsturm
errichtet werden.
Die Lösung war, das Wasser zu entfernen.
Wenn die Umgebung es zuließ, konnte man
einen Kanal graben, das Wasser floss ab und
die Burg stand auf dem Trockenen.
Möglicherweise deutet die Redewendung auch
auf die - für Burgbewohner höchst gefährliche -
Methode hin, der Burg, wenn sie keinen
eigenen Brunnen innerhalb der Burgmauern
besaß, das Trinkwasser abzuleiten.
Eine dritte Erklärung lautet, dass ein Müller
ruiniert war, wenn der Graben, der Wasser auf
sein Mühlrad brachte, angestochen wurde - von
der Konkurrenz womöglich - und auslief.
"Die Katze im Sack kaufen"
Auf mittelalterlichen Märkten wurden Ferkel,
Hühner oder Kaninchen zum Abtransport
durch den Käufer in einen Sack gesteckt. Des
öfteren kam es vor, dass ein betrügerischer
Verkäufer etwas Minderwertigeres, zum
Beispiel eine hergelaufene Katze, in den Sack
steckte.
"In die Bresche springen"
Wie erobert man eine Burg? Man macht ein
Loch in die Mauer. Eine solche
Gewaltanwendung nannte man "Bresche" (aus
dem Französischen: breche = Öffnung, Spalt).
Bevor man daran ging, die Öffnung wieder mit
Baumaterial zu verschließen, musste jemand
die unerwünschten Gäste aufhalten. Wenn die
Öffnung zu Beginn noch relativ schmal war,
sprang ein Ritter in die Bresche, der den
Engpass wie ein wehrhafter eiserner Korken
unpassierbar machte.
"Das Heft in der Hand haben"
"Heft" nannte man ursprünglich die Halterung
oder den Griff eines Schwertes oder Dolches.
Es ist einleuchtend, dass sich aus der Position,
ein Schwert am Griff halten zu dürfen, im
übertragenen Sinn ein Begriff für "Gewalt und
Macht haben" bildete.